Wie Funktioniert Psilocybin?

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Wie Funktioniert Psilocybin?

Psilocybin wird häufig als moderne Wunderdroge beschrieben. Aber was ist es eigentlich und wie wirkt es? Erfahre hier alles über Psilocybin, die psychoaktive Verbindung in Magic Mushrooms!

Die meisten von uns haben bereits von Magic Mushrooms gehört; und da sie immer beliebter werden, haben viele auch schon von Psilocybin gehört, der Prodrug, die für ihre tiefgreifende halluzinogene Wirkung verantwortlich ist. Aber was ist Psilocybin eigentlich?

Hier sehen wir uns an, wo Psilocybin vorkommt, wie es mit dem Gehirn interagiert, wie es funktionell aussieht und schließlich einige Erkrankungen, hinsichtlich deren Therapie es erforscht wird.

WAS IST PSILOCYBIN?

Was Ist Psilocybin?

Psilocybin ist die wichtigste psychoaktive Verbindung in Psilocybe-Pilzen. Es wird häufig als Wirkstoff in psychedelischen Pilzen bezeichnet, jedoch ist dies nur die halbe Wahrheit. Psilocybin ist eigentlich eine Prodrug, d. h. ein Stoff, der im Körper in eine Droge verstoffwechselt wird.

Die Verbindung, die hinter der psychedelischen Wirkung von Magic Mushrooms steht wurde 1958 von Albert Hofmann aus Psilocybe mexicana isoliert und war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Die Verwendung von Magic Mushrooms war jedoch in indigenen Gemeinschaften in ganz Amerika, insbesondere in Mittel- und Südamerika, weit verbreitet. Einige behaupten, dass die Verwendung außerhalb dieser Kulturen bis Mitte des 21. Jahrhunderts völlig ausgestorben war. In Anbetracht der Tatsache, dass Psilocybin-Pilze weltweit in großen Mengen wachsen, ist dies jedoch schwer zu glauben.

Obwohl Psilocybin alles Wichtige enthält, um eine psychedelische Erfahrung hervorzurufen, muss es tatsächlich erst in Psilocin umgewandelt werden, um mit dem Zentralnervensystem interagieren zu können.

PSILOCIN VS. PSILOCYBIN

Worin liegt also der Unterschied zwischen Psilocin und Psilocybin? Frische Magic Mushrooms enthalten beide Substanzen, jedoch häufig in erheblich unterschiedlichen Konzentrationen. Die meisten Psilocybe-Pilze enthalten deutlich mehr Psilocybin, und das vorhandene Psilocin neigt dazu, schnell zu zerfallen, wenn es mit Sauerstoff in Kontakt kommt. Dies zeigt sich an der blauen Färbung, die bei Psilocybin-Pilzen häufig auftritt.

Psilocybin ist in frischen Pilzen jedoch stabiler. Aber wie bereits erwähnt, kann nur Psilocin mit dem Gehirn interagieren und einen Trip hervorrufen. Zum Glück wandelt sich Psilocybin in Psilocin um, sobald es stark sauren Bedingungen ausgesetzt wird, wie beispielsweise dem Magen.

Falls Du noch nie von Lemon-Tek gehört hast, dann sollte dies ein wenig Licht auf seine Funktionsweise werfen. Die Säure in der Zitrone wandelt das Psilocybin außerhalb des Körpers in Psilocin um, und es wird vermutet, dass die Effekte im Körper so schneller spürbar werden. Wenn man Pilze ohne Zitronensaft konsumiert, wird dieser Prozess ausschließlich von der Magensäure übernommen.

WAS SIND PSILOCYBIN-HALTIGE PILZE

Psilocybe-Pilze können beinahe auf jedem Kontinent der Erde gefunden werden – mit Ausnahme der Antarktis. Mit Hunderten verschiedenen Arten sind sie eine weitverbreitete Gattung, die in der Geschichte von so ziemlich jeder Kultur der Erde einen Platz hat.

Es gibt zwar Hunderte von Arten, jedoch sind nur einige wenige davon am bekanntesten. Diese sind:

Außerhalb der Welt der Pilze ist es schwierig, in der Natur Psilocybin zu finden – obwohl man annimmt, dass es in einer seltenen Flechtenart vorkommt, die in Südamerika wächst und die mehrere psychedelische Verbindungen enthält, von denen eine Psilocybin ist.

WIE BEEINFLUSST PSILOCYBIN DAS GEHIRN?

Wie Beeinflusst Psilocybin Das Gehirn?

Die Effekte von Psilocybin oder insbesondere Psilocin auf das menschliche Gehirn sind komplex, nicht gänzlich erforscht und potentiell sogar psychotomimetisch – d. h. sie imitieren eine Psychose (Vollenweider et al., 1997). Obwohl diese Eigenschaft keineswegs gefährlich ist, könnte sie der Schlüssel zu den potentiellen Anwendungsmöglichkeiten von Psilocybin sein.

Man nimmt an, dass Magic Mushrooms das Gehirn hauptsächlich über den Serotonin-5-HT₂ₐ-Rezeptor beeinflussen. Psilocin hat auch eine geringere Affinität zu anderen Serotoninrezeptoren, jedoch scheint es seine profundesten psychologischen Effekte über diesen Rezeptor hervorzurufen.

PSILOCYBIN UND DAS DEFAULT MODE NETWORK

Was geschieht jedoch im Gehirn, wenn man Psilocybin-Pilze einnimmt?

Man nimmt an, dass die Antwort darauf im Default Mode Network (DMN) liegt. Es wurde festgestellt, dass Psilocin entgegen aller Erwartungen seine Wirkung eher durch eine Reduktion als durch eine Erhöhung der Gehirnaktivität hervorruft (Carhart-Harris et al. 2012). Im Speziellen konnte beobachtet werden, dass die Aktivität im DMN-Bereich des Gehirns bei den Teilnehmern, die Psilocybin erhielten, im Vergleich zu jenen, die einen Placebo erhielten, offenbar deutlich abnahm.

Warum ist das wichtig? Man nimmt an, dass das DMN das Zentrum des Selbst ist, in dem tiefsitzende Denkmuster und das Selbstempfinden des Menschen existieren. Man geht davon aus, dass seine Funktion darin besteht, eingehende Reize zu filtern, um zu verhindern, dass sie überwältigend und chaotisch sind, und sie auf handhabbare Art und Weise an das Bewusstsein weiterzuleiten.

Indem die Aktivität des DMN unterdrückt wird, scheint Psilocin die Erweiterung des Bewusstseins in weitere Hirnregionen zu ermöglichen, was sich in einer stärkeren Vernetzung zwischen unterschiedlichen Regionen zeigt.

PSILOCYBIN UND BEWUSSTSEIN

Ausgehend von diesen Beobachtungen haben Wissenschaftler der University of Sussex vorgeschlagen, dass psychedelische Drogen tatsächlich das Bewusstsein erweitern (Schartner, Barrett und Seth, 2017). Sie zogen diesen Schluss infolge der Beobachtung der Vielfalt an Gehirnsignalen. Für gewöhnlich nimmt diese Vielfalt mit dem Bewusstseinszustand zu. Beispielsweise zeigt ein waches Gehirn eine größere Vielfalt an Gehirnsignalen als ein schlafendes Gehirn, und ein schlafendes Gehirn mehr als ein "vegetatives Gehirn".

Gehirne, die unter dem Einfluss psychedelischer Drogen stehen, zeigen einen Grad an Vernetzung, der normalerweise nicht zu beobachten ist, was die Wissenschaftler zur Annahme veranlasst, dass das Bewusstsein unter ihrem Einfluss erweitert ist. Was das genau bedeutet, ist jedoch noch unklar und muss Gegenstand zukünftiger Untersuchungen sein.

POTENTIELLE MEDIZINISCHE NUTZEN VON PSILOCYBIN

Angesichts dieser Erkenntnisse und vieler andekdotischer Berichte von Menschen, die sich durch halluzinogene Drogen positiv beeinflusst fühlen, besteht reges Interesse daran, welche Effekte Psilocybin auf das mentale Wohlbefinden, Hirnschäden und psychische Erkrankungen haben könnte.

Obwohl die Forschung vielversprechend ist, muss man sich darüber im Klaren sein, dass es wegen allzu restriktiven Gesetzen, die die Untersuchung von Psychedelika regeln, noch ein weiter Weg ist, bis wir diese Substanz und ihre Effekte auf den Verstand gänzlich verstehen.

PSILOCYBIN ZUR BEHANDLUNG VON DEPRESSIONEN
Psilocybin Zur Behandlung Von Depressionen

Es gibt eine Vielzahl an Studien, die die Effekte von Psilocybin bei Depressionen untersuchen.

In einer Studie von Carhart-Harris et al. (2017) erhielten 19 behandlungsresistente Probanden mit Depressionen Psilocybin in Kombination mit psychologischer Unterstützung. Eine Woche nach der Behandlung berichteten alle 19 Teilnehmer von signifikanten Veränderungen ihrer depressiven Zustände. Außerdem wurde bei 16 von ihnen beobachtet, dass der zerebrale Blutfluss zur Amygdala und die Aktivität im DMN reduziert waren. Fünf Wochen später wiesen 47% der Teilnehmer nach wie vor diese Veränderungen auf. Die Forscher schlossen daraus, dass Psilocybin als "therapeutischer Reset" wirken könnte.

Darüber hinaus erforschten Hendricks et al. (2015) die depressiven und suizidalen Gedanken von Teilnehmern, die Psilocybin während des Großteils ihres Lebens konsumierten, die Psilocybin und andere Psychedelika konsumiert, die kein Psilocybin, aber andere Psychedelika konsumiert oder die nie irgendwelche Psychedelika konsumiert hatten.

Sie fanden heraus, dass die Teilnehmer aus der ersten Kategorie am besten abschnitten, während diejenigen, die in die letzte Kategorie fielen, die schlechtesten Resultate lieferten. Sie schlossen daraus, dass diese Ergebnisse darauf hindeuten, dass Psilocybin erhebliche Effekte auf das Auftreten von Selbstmordgedanken und Depressionen haben könnte. Sie merkten auch an, dass die Chemikalie bei diesen Beobachtungen wahrscheinlich nur eine Rolle spielt und nicht die einzige Ursache ist.

PSILOCYBIN BEI PTBS

Im Jahr 2020 untersuchten Krediet et al. (2020) die Rolle, die psychedelische Drogen möglicherweise bei der Behandlung von posttraumatischen Störungen (PTBS) haben könnten. Neben der Untersuchung von Psilocybin sahen sie sich auch Ketamin, MDMA und LSD an.

Aktuell ist die erste Behandlungslinie für PTBS die Psychotherapie, da nur wenige medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten existieren, die sich als besonders wirksam erweisen. Aufgrund der Natur der untersuchten Arzneimittel stellte das Team fest, dass jedes von ihnen als Ergänzung zu den bestehenden Therapien eine einzigartige Rolle spielt, anstatt sie ersetzen zu können. Die genauen Mechanismen, durch die dies passiert, wurden in dieser Studie nicht identifiziert, was den Bedarf nach weiteren Untersuchungen hervorhebt.

In einer Studie von Reiff et al. (2020) wurden zahlreiche klinische Studien zu MDMA und Psilocybin bei einer Reihe von psychiatrischen Störungen, darunter auch PTBS, untersucht. Da diese Drogen inzwischen von der FDA als potentiell "bahnbrechende Therapien" eingestuft wurden, nutzten die Wissenschaftler die wachsende Datenbank mit Studien, um ihre Effizienz zu bewerten. Insgesamt stellten sie fest, dass die Resultate signifikant seien und in eine ähnliche Richtung führten – und eine überraschende Breite an Anwendungsmöglichkeiten zeigten. Diese Studien untersuchten jedoch wiederum speziell psychedelische Drogen, die in Kombination mit einer Psychotherapie verwendet wurden und nicht isoliert.

In einer weiteren Studie von Vermetten et al. (2020) wurde ebenfalls eine potentiell signifikante Verbindung zwischen Psilocybin und einer Therapie in Bezug auf PTBS festgestellt. Ferner wurde angemerkt, dass diese unterschiedlichen Ergebnisse noch in kontrollierten Studien mit Placebo-Gruppen überprüft werden müssen. Solange diese Studien nicht durchgeführt werden, können wir nicht genau feststellen, wie wirksam Psilocybin bei der Behandlung von PTBS sein kann oder nicht.

PSILOCYBIN BEI NEUROGENESE

Psilocybin Bei Neurogenese

Catlow et al. (2020) identifizierten das Potential von Psilocybin zur Förderung der Neurogenese bei Mäusen. Sie entdeckten, dass tiefsitzende Angstreaktionen durch die Anwendung der Chemikalie rückgängig gemacht werden konnten, was darauf hinweist, dass Psilocybin in der Lage sein könnte, bei der Umbildung neuronaler Bahnen zu helfen.

Dieser Mechanismus wird im Vergleich zu anderen äußerst schlecht verstanden. Obwohl weitgehend Einigkeit darüber besteht, dass Psilocybin die Neurogenese fördert, sind die Anwendungsmöglichkeiten noch unbekannt. Sieht man sich jedoch die früheren Studien an, so ist es sehr wahrscheinlich, dass die Förderung neuer Nervenbahnen zumindest teilweise ihre Ergebnisse erklärt.

Man beobachtete beispielsweise in Bezug auf Psilocybin und Sucht, dass die Teilnehmer in der Lage sein könnten, lebenslange Süchte besser zu bewältigen, indem sie jahrzehntealte neuronale Bahnen ändern (de Veen, Schellekens, Verheij und Homberg, 2017).

IST PSILOCYBIN SICHER?

Einer der Gründe, warum Psilocybin-Pilze derart vielversprechend erscheinen, ist ihr außergewöhnliches Sicherheitsprofil. Da sie kaum beobachtbare Toxizität und nur ein paar Nebenwirkungen aufweist, scheint von der Chemikalie nur ein geringes Risiko auszugehen.

Trotz des archaischen Rufs dieser halluzinogenen Droge, "Selbstmord-Trips" und Psychosen auszulösen, ist sie abgesehen von einigen ungewöhnlichen Fällen, nur für sehr wenige Todesfälle oder Krankenhausaufenthalte verantwortlich. Im Jahr 2018 allein starben beispielsweise in England und Wales 518 Menschen an einer Drogenvergiftung durch Antidepressiva (Statista). Im Vergleich dazu suchten im selben Jahr nur 0,2% von 12.000 Befragten, die Magic Mushrooms konsumiert hatten, die medizinische Notfallhilfe auf, wobei es in diesem Jahr 0 Todesfälle in diesem Zusammenhang gab (Global Drug Survey, 2018).

Diese Befunde veranlassten die Wissenschaftler des Global Drug Survey dazu, Psilocybin als die sicherste Freizeitdroge einzustufen – weitaus sicherer sogar als viele legale Drogen.

ES LIEGT NOCH EIN WEITER WEG VOR UNS

Es Liegt Noch Ein Weiter Weg Vor Uns

Die Untersuchungen zu Psilocybin und Psilocin sind vielversprechend und wir bekommen ein immer besseres Verständnis davon, wie diese Chemikalien wirken. Nicht nur das, wir beginnen auch zu verstehen, wie wir diese Erkenntnisse in einem therapeutischen Setting eventuell nutzen könnten.

Es gibt aber noch viel mehr zu entdecken. Zum Glück ist jeder von uns dank des hervorragenden Sicherheitsprofils von Psilocybin und der Fülle an verfügbaren anekdotischen und statistischen Informationen dazu in der Lage, auf vorsichtige und optimistische Weise zu experimentieren.

Mit etwas Glück werden wir bald weitaus mehr über diese magische Substanz wissen.