Kannst Du mit Magic Mushrooms Deine Produktivität steigern?

Der mögliche Nutzen einer Mikrodosierung von Psychedelika wie Psilocybin erregt gerade eine Menge mediale Aufmerksamkeit. Doch was sagt die Wissenschaft? Hier ist der aktuelle Stand, was die Mikrodosierung zur Anregung von Produktivität und Kreativität anbelangt.

In den letzten Jahren wurde viel über die Mikrodosierung psychedelischer Substanzen wie LSD oder Psilocybin diskutiert. Häufig hört man, Mikrodosierung wäre nicht nur der physischen Gesundheit, sondern auch der mentalen Leistungsfähigkeit, Energie und Kreativität zuträglich. Hochbezahlte Fachkräfte des Silicon Valleys, die eben noch der von Steve Jobs propagierten Philosophie Ostasiens mit Meditation und grünen Säften nacheiferten, schwören jetzt auf Mikrodosierung zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. Auch ganz gewöhnliche Leute, die ansonsten Drogen eher nicht zugeneigt sind, entdecken nun Mikrodosierung als ganz neuen Weg zur Verbesserung des Berufs- und Privatlebens.

An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass der Großteil der Berichte über die Vorteile der Mikrodosierung nur anekdotisch sind. Der Grund dafür ist wie so oft, dass bisher noch kaum jemals wissenschaftliche Studien über Mikrodosierung und ihren Nutzen durchgeführt wurden, wobei die Versuche endlich anlaufen, um diesen Mangel an Daten auszugleichen. Doch die vorläufigen Forschungsergebnisse, die es da draußen bereits tatsächlich gibt, sind vielversprechend.

WAS IST MIKRODOSIERUNG?

Mikrodosierung beinhaltet die Einnahme sehr geringer Dosen von Psychedelika wie LSD oder Magic Mushrooms. Eine typische Mikrodosierung entspricht etwa 1/20 bis 1/10 einer gewöhnlichen Dosis als Rauschmittel und wird für gewöhnlich über einen gewissen Zeitraum, wie etwa mehrere Wochen, alle drei bis vier Tage eingenommen. Da die Dosis so gering ist, kommt es dabei zu keiner nennenswerten Veränderung der Wahrnehmung, so dass Leute, die mikrodosieren, ihrem normalen Alltag wie gewohnt nachgehen können.

Soweit könnte man sich fragen, was dann überhaupt der Sinn der Mikrodosierung ist. Doch erste Forschungsergebnisse legen bereits nahe, dass schon winzige Mengen Psychedelika die Kreativität fördern, die Stimmung und Energie verbessern und zahlreiche weitere Nutzen haben können.

STUDIEN ÜBER MIKRODOSIERUNG ZUR STEIGERUNG VON PRODUKTIVITÄT UND KREATIVITÄT

Der Autor und Psychologe James Fadiman der Sofia University in Palo Alto, der bereits seit 50 Jahren im Bereich der psychedelischen Forschung tätig ist, rekrutierte für eine Studie über die Auswirkungen der Mikrodosierung über 1500 Freiwillige aus 59 Nationen. Die freiwilligen Probanden erklärten sich dazu bereit, einen Monat lang alle vier Tage 10 Mikrogramm einer aktiven Substanz (wie Psilocybin oder LSD) einzunehmen. Jeder der Teilnehmer beurteilte während der Studie den eigenen Gemütszustand und hielt die Erfahrungen in einem Tagebuch fest.

Die Freiwilligen berichteten von einem Anstieg positiver Emotionen und fanden, dass Mikrodosierung soziale Interaktionen erleichterte. Viele der Teilnehmer sagten, dass Mikrodosierung ihre Produktivität und Konzentrationsfähigkeit verbesserte und sie sich energiegeladener fühlten. Daneben berichteten sie von weiteren Nutzen der Mikrodosierung, einschließlich einer positiven Auswirkung auf Beziehungen.

Die Ergebnisse der Studie, die im Journal of Psychoactive Drugs veröffentlicht wurden, legen nahe, dass die Mikrodosierung von Psychedelika nicht nur die zuvor erwähnten Nutzen mit sich bringt, sondern auch als sicher betrachtet werden kann und nicht mit der psychoaktiven Wirkung einhergeht, die typischerweise mit Psychedelika in Verbindung gebracht wird.

Eine vorige Studie, die die Auswirkungen der Mikrodosierung auf psychologische Veränderungen betrachtete, kam zu ähnlichen Ergebnissen: In dieser, auf PLOS One verfügbaren Studie, kamen die Forscher zu dem Schluss, dass die Mikrodosierung in der Lage ist, die Klarheit, Konzentrationsfähigkeit, Produktivität und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.

Die Forscher untersuchten während der sechswöchigen Studie zudem die Langzeitwirkung, wie einen Rückgang von Depression und eine verbesserte Aufmerksamkeit. Doch die Forscher fanden auch heraus, dass sich ein vorhandener Neurotizismus verstärken kann, was nahelegen würde, dass bei ängstlichen Menschen die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass sie während der Mikrodosierung von Psychedelika negative Emotionen erleben. Die Forscher mahnten zudem an, dass Menschen, die sich für Mikrodosierung interessieren, sie typischerweise als "allgemeines Allheilmittel betrachten, das in der Lage ist, praktisch alle Aspekte des Lebens eines Menschen zu verbessern", was die Interpretationen und Erfahrungsberichte beeinflussen könnte.

IST MIKRODOSIERUNG VON PSYCHEDELIKA DAS “WUNDERMITTEL” FÜR MEHR PRODUKTIVITÄT?

Bevor wir hier zu einer Schlussfolgerung kommen, sollten wir uns von der Aufregung um das Potenzial der Mikrodosierung nicht die Sinne vernebeln lassen. Zunächst müssen wir einsehen, dass die Forschung zu dem Thema einfach noch in den Kinderschuhen steckt. Die derzeit vorläufigen Studienergebnisse sind zwar ermutigend, doch viele Aspekte bleiben noch ungewiss. So wurden zum Beispiel die zuvor erwähnten Studien mit Teilnehmern durchgeführt, die bereits mit Psychedelika vertraut waren, so dass die Ergebnisse zur Auswirkung der Mikrodosierung möglicherweise nicht auf jeden übertragbar sind.

Hierfür benötigen wir klinische Langzeitstudien mit placebokontrollierten Gruppen. Des Weiteren sollte auch den möglichen negativen Nebenwirkungen der Mikrodosierung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn selbst wenn wir uns nur diese frühen ersten Ergebnisse anschauen, scheint es wahrscheinlich, dass sich Mikrodosierung nicht für Menschen mit Angst- und Stimmungsstörungen eignet.

Zweitens müssen wir verstehen, dass die Einnahme von Psychedelika selbst in kleinsten Dosen nicht so einfach wie die Einnahme einer Pille gegen Kopfschmerzen ist. Psychedelika wirken auf eine Art und Weise, die es uns ermöglicht, emotionale Probleme mit größerer Leichtigkeit und Effektivität anzugehen und uns hilft, Dinge zu erledigen, die sonst überwältigend erscheinen könnten. Mit anderen Worten, Psychedelika sollten als ein Werkzeug angesehen werden, das uns hilft, emotionale Hindernisse zu überwinden, NICHT als Allheilmittel. Nur wenn wir wissen, wie Psychedelika in verschiedenen Dosen und für verschiedene Zwecke wirken, können wir das volle Potenzial von Substanzen wie Magic Mushrooms ausschöpfen.