Zauberpilze und Depression: Wie sind sie verbunden?

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Zauberpilze und Depression: Wie sind sie verbunden?

Psilocybin enthaltende "Zauberpilze" werden gegenwärtig auf ihr therapeutisches Potenzial für viele geistige Erkrankungen untersucht. Psilocybin ist hierbei hinsichtlich behandlungsresistenter Depression von besonderem Interesse und zeigt jetzt einige sehr vielversprechende Resultate.

Einst als gefährlich und geheimnisumwoben angesehen, werden Zauberpilze jetzt in mehreren amerikanischen Städten entkriminalisiert und von der wissenschaftlichen Forschung wegen ihres therapeutischen Potenzials erforscht. Obwohl sie in den meisten Ländern noch immer in Anhang I (oder dem jeweiligen Äquivalent) geführt werden, haben Behörden begonnen, Forschern legalen Zugang zu gewähren und das Centre for Psychedelic Research am Imperial College London hat ihrer Erforschung grünes Licht gegeben.

Der "Zauber" dieser Pilze rührt von einem als Psilocybin bekannten psychotropen Prodrug-Molekül her. Dieses Molekül wirkt auf Serontoninrezeptoren im Gehirn und kann dadurch veränderte sinnliche Erfahrungen wie Synästhesie hervorrufen. Niedrige Dosen der Psilocybin enthaltenden Pilze können zu gehobener Stimmung und emotionalen Erlebnissen führen, wohingegen hohe Dosen mit voll entfalteten psychedelischen Zuständen assoziiert werden.

Forscher, die Psilocybin untersuchen, haben einige interessante Effekte gefunden, die auf eine therapeutische Verwendung für Leiden wie zum Beispiel Suchtverhalten, psychische Fehlbelastung, Zwangsstörung und Clusterkopfschmerzen hindeuten. Psilocybin wird auch wegen seiner Wirkung auf Depressionen erforscht und hat hier einige interessante und vielversprechende Resultate gezeigt.

WAS GENAU IST EIGENTLICH EINE DEPRESSION?

Was Genau Ist Eigentlich Eine Depression?

Eine Depression ist eine verbreitete psychische Störung, die von Gefühlen von schwerer Niedergeschlagenheit und Trübseligkeit definiert wird. Im Gegensatz zu Gefühlen der Traurigkeit oder des Unglücklichseins, die bestimmte Lebensereignisse begleiten, ist Depression ein fortbestehender und chronischer Zustand von tiefer Schwermut, der nicht nur eine Ursache hat.

Laut eines Berichts der Weltgesundheitsorganisation erreichen Depressionen weltweit epidemische Ausmaße und betreffen mehr als 300 Millionen Individuen aller Altersgruppen, wobei sich die Störung häufiger bei Frauen als Männern manifestiert. Depression wird jetzt auf der ganzen Welt als die häufigste Ursache von Arbeitsunfähigkeit anerkannt. Bei manchen Menschen löst eine Depression Gefühle und Empfindungen aus, die zu einsiedlerischem Verhalten und Inaktivität führen können, bei anderen können die Symptome jedoch so schlimm werden, dass sie zu Selbstmordverhalten führen.

SYMPTOME EINER DEPRESSION

Symptome Einer Depression

Die Symptome einer Depression können von Person zu Person variieren, da sich das Leiden bei jedem anders auswirkt.

Häufige Symptome sind:

  • Angst und Gemütserregung
  • Veränderungen in Appetit und Körpergewicht
  • Wut und Frustration
  • Anhaltende Gefühle von Schwermut, Leere und Traurigkeit
  • Probleme beim Denken, bei der Konzentration und bei kognitiven Aufgaben
  • Unerklärliche Rücken- und Kopfschmerzen
  • Selbstmordgedanken und -verhalten
  • Interessenlosigkeit an Aktivitäten, Hobbys und Arbeit
  • Verringerte Libido
  • Gefühle der Wertlosigkeit und Schuld
  • Persönlichkeitsveränderungen

WAS LÖST EINE DEPRESSION AUS?

Es gibt keine einzelne bestimmende Ursache einer Depression. Die Störung kann wegen gewisser Auslöser auftreten, darunter lebensverändernde Ereignisse, wie zum Beispiel der Verlust eines geliebten Menschen, eine Geburt oder entlassen zu werden. Die Gene spielen ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Depression; einen Verwandten mit der Störung zu haben, wird beispielsweise als Risikofaktor angesehen.

Auch biologische Unterschiede in der Gehirnstruktur werden mit Depression in Verbindung gebracht, da Befunde auf physische Veränderungen in den Gehirnen von depressiven Individuen hinweisen. Änderungen in den Nervenzellenverbindungen, dem Nervenzellenwachstum und der Funktion des neuralen Netzes könnten alle zu einer Depression beitragen.

NEUROTRANSMITTER, DAS GEHIRN UND DEPRESSION

Neurotransmitter, Das Gehirn Und Depression

Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe, die von Neuronen freigesetzt werden, um Signale über synaptische Räume zu übermitteln. Die Forschung zeigt einen Zusammenhang zwischen den Neurotransmittern Dopamin, Noradrenalin und Serotonin und den Symptomen von Depression. Die Symptome werden mit Anstiegen und Abnahmen der Werte dieser Neurochemikalien assoziiert.

Niedrige Serotonin-Werte sind zum Beispiel mit Depression in Verbindung gebracht worden. Serotonin ist an der Regulierung von Stimmung, sozialem Verhalten, Appetit, Schlaf und Gedächtnis beteiligt. Dies hat zu der Verschreibung von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) geführt, damit Serotonin nicht wieder von Neuronen aufgenommen wird.

KONVENTIONELLE BEHANDLUNGEN FÜR DEPRESSION

Die Behandlung für Depression variiert je nach Schwere der Symptome. Eine schwache Depression könnte auf Veränderungen des Lebensstils wie etwa mehr Aerobic-Training reagieren. Dies kann die Konzentrationen von Neurotransmittern wie Dopamin und Endocannabinoiden wie Anandamid erhöhen, die beide mit besserer Stimmung assoziiert werden.

Im Falle einer schwachen bis mittelschweren Depression könnten eine Psychotherapie, kognitive Verhaltenstherapie und Beratung Individuen dabei helfen, die eigentliche Ursache von entsprechendem Verhalten, Handlungen und Denkmustern zu erkennen.

Die Behandlung einer mittelschweren bis schweren Depression beinhaltet eine kognitive Verhaltenstherapie, eine psychodynamische Therapie und die Verschreibung von Antidepressiva, wie zum Beispiel selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern, atypischen Antidepressiva und Monoaminooxidase-Inhibitoren. Diese Medikamente können bei manchen Menschen wirksam sein, sie werden jedoch mit Nebenwirkungen wie zum Beispiel Angst, Benommenheit, grippeähnlichen Symptomen und gastrointestinaler Reizung in Verbindung gebracht.

Es folgt eine Sammlung von wissenschaftlicher Literatur, die die Effekte von Psilocybin auf Depression prüft und im Anschluss an weitere Untersuchungen sowie klinische Versuche möglicherweise die zukünftige therapeutische Verwendung der Substanz empfiehlt.

Haftungsausschluss: Das Folgende ist keine Empfehlung oder Befürwortung der Verwendung von Zauberpilzen als Behandlung. Die Forschung befindet sich noch immer in den Kinderschuhen und erfordert Untersuchungen in einem viel größeren Maßstab.

PSILOCYBIN KÖNNTE BEI BEHANLDUNGSRESISTENTER DEPRESSION HELFEN

Psilocybin Könnte Bei Behanldungsresistenter Depression Helfen

Eine in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlichte wissenschaftliche Arbeit dokumentiert eine Studie, in der 19 Patienten, bei denen eine behandlungsresistente schwere Depression diagnostiziert wurde, Psilocybin verabreicht wurde. Die Teilnehmer erhielten eine funktionelle Magnetresonanztomographie (MRT) als Vorbehandlung und als eintägige Nachbehandlung, um die Wirkung des Moleküls auf die Gehirnaktivität zu bestimmen.

Die Autoren der Studie legen dar, dass Psilocybin eine alte und neuere Geschichte der medizinischen Verwendung hat. Wenn es in einem unterstützenden Umfeld, verstärkt durch integrative Maßnahmen, verabreicht wird, kann das Molekül emotionale Durchbrüche und veränderte Perspektiven hervorrufen.

Das Ziel der Studie war die mit der Einnahme von Psilocybin assoziierten Veränderungen in der Gehirnaktivität zu analysieren. Den Testpersonen wurde eine 10mg-Dosis gegeben, gefolgt von einer 25mg-Dosis eine Woche später. Einen Tag vor und einen Tag nach dem Behandlungszeitraum wurden der zerebrale Blutfluss und die funktionale Konnektivität gemessen. Die Forscher entschieden sich dazu, die finale Messung auf einen Tag nach der Behandlung zu verlängern, um die stimmungsaufhellende Wirkung des sogenannten "Nachglühens" zu messen, eines positiven psychologischen Zustands, der auf die Nutzung von Psychedelika folgt.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Verabreichung von Psilocybin eine rasche und anhaltende antidepressive Wirkung hervorrief, wobei alle 19 Patienten in Woche 1 eine gewisse Reduzierung der depressiven Symptome aufwiesen. Es wurden Veränderungen sowohl im Gehirnblutfluss als auch in der funktionalen Konnektivität des Ruhezustands erkannt. Es wurde ein verringerter Gehirnblutfluss zur Amygdala beobachtet, was mit einer Abnahme der depressiven Symptome korreliert. Interessanterweise ist die Amygdala der Bereich des Gehirns, der mit Emotionen, dem Überlebensinstinkt, Furcht, Angst und Gedächtnis in Verbindung gebracht wird.

Andere Befunde umfassten 5 Wochen nach der Behandlung eine erhöhte funktionale Konnektivität im ventromedialen präfrontalen Cortex und eine verringerte funktionale Konnektivität im parahippokampalen präfrontalen Cortex im Ruhezustand. Die Forscher gaben an, dass diese dauerhaften Veränderungen auf einen therapeutischen "Neustart"-Mechanismus hindeuten, obwohl weitere Forschung mit größerem Stichprobenumfang und Kontrollgruppen nötig ist.

WEITERE BELEGE FÜR BEHANDLUNGSRESISTENTE DEPRESSION

Weitere Belege Für Behandlungsresistente Depression

Eine in The Lancet Psychiatry publizierte ergänzende Forschungsarbeit präsentiert zudem Belege, dass Psilocybin ein wirksames Medikament für behandlungsresistente Depression sein könnte. Die wissenschaftliche Arbeit bespricht die Wirkung von Psilocybin als Serotoninrezeptor-Agonist und beabsichtigte die Untersuchung der Effizienz und Sicherheit des Moleküls bei Patienten mit unipolarer behandlungsresistenter Depression.

12 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer behandlungsresistenter Depression wurde eine 10mg-Dosis Psilocybin verabreicht, gefolgt von einer 25mg-Dosis 7 Tage später. Die Substanz wurde in einer unterstützenden Umgebung verabreicht, mitsamt einer vor, während und nach den Sitzungen angebotenen psychologischen Betreuung. Es wurden keine ernsten Nebenwirkungen beobachtet, aber es wurde von geringfügigen nachteiligen Effekte berichtet, wie etwa vorübergehende Verwirrung und Angst. Es wurde festgestellt, dass die depressiven Symptome 1 Woche und 3 Monate nach der Sitzung mit der hohen Dosis noch immer reduziert waren.

PSILOCYBIN VERRINGERT DEPRESSION UND ANGST BEI KREBSPATIENTEN

Ein weiterer Hinweis auf die Wirkung von Psilocybin gegen Depression kann in einer Forschungsarbeit gefunden werden, die im Journal of Psychopharmacology veröffentlicht wurde. Krebspatienten entwickeln wegen dem mit dem Leiden verbundenen Stress oft Depressionen und Angststörungen, was eine verringerte Lebensqualität zur Folge hat. Die an dieser Studie beteiligten Forscher wollten die Effekte von Psilocybin auf den psychologischen Zustand von Patienten mit lebensbedrohlichem Krebs untersuchen.

51 Patienten wurde eine placeboähnliche Dosis von 3mg/70kg oder eine hohe Dosis von 22 oder 30mg/70kg gegeben. Die Dosen wurden in einer ausgeglichenen Abfolge mit 5 Wochen zwischen jeder Sitzung verabreicht. Zusätzlich wurde nach 6 Monaten eine Nachkontrolle durchgeführt, um die Effekte weiterzuverfolgen. Die Resultate wurden von durch Klinikärzte bewertete und von Patienten selbst bewertete Maßnahmen erzielt. Bei hohen Psilocybin-Dosen wurde festgestellt, dass die depressive Stimmung, Sorge und Todesangst stark abnahmen und sich die Lebensqualität, der Lebenssinns und Optimismus erhöhten.

Während der Nachkontrolle nach 6 Monaten wurde festgestellt, dass diese positiven Effekte anhielten. Insgesamt 80% der an dieser Studie beteiligten Patienten zeigten eine deutliche Abnahme von Depression und Angst.

KANN PSILOCYBIN DORT WIRKEN, WO ANDERE THERAPIEN VERSAGT HABEN?

Kann Psilocybin Dort Wirken, Wo Andere Therapien Versagt Haben?

Eine behandlungsresistente Depression ist ein schwer zu zähmendes Biest. Depression reagiert üblicherweise gut auf Psychotherapie, Medikamente oder eine Kombination aus beidem. Manchmal kann der Zustand jedoch notorisch hartnäckig sein und diese Behandlungen richten bei der Erleichterung der Symptome wenig bis gar nichts aus. Bei dieser besonders brutalen Form von Depression können sich Individuen hoffnungslos und total entmutigt fühlen. Psychiatrie und Psychotherapie werden bei behandlungsresistenter Depression in der Hoffnung eingesetzt, dass sie irgendwann eine Wirkung zeigen werden. Zusätzliche Medikamente könnten auch als Beigaben zu aktuellen Verschreibungen verwendet werden.

Aus der oben genannten Forschungsarbeit geht deutlich hervor, dass Psilocybin umfassender untersucht werden muss. Es ist offenkundig, dass diese klein angelegten, stark kontrollierten Studien nicht behaupten, dass Zauberpilze irgendeine Art von Heilung darstellen. Die Wirkung von Pilzen hängt sehr von der Situation und dem Kontext ab, es ist also viel größere und viel detailliertere Forschung vonnöten, um zu sehen, welche Art von Effekt sie wirklich haben.

SPIELT ES EINE ROLLE, WELCHE ART VON ZAUBERPILZEN VERWENDET WIRD?

Die Art des konsumierten Pilzes ist nur von Bedeutung, wenn Du versuchst eine bestimmte Dosis einzunehmen. Manche Arten von Psilocybin-Pilzen enthalten extrem hohe Dosen der aktiven Bestandteile, wohingegen andere eher moderat oder schwach sind. Oftmals isolieren Forscher die aktiven Verbindungen von Pilzen, um eine größere Kontrolle darüber zu haben, was verabreicht wird – ein weiteres Verfahren, durch das sich diese Forschung von der Anwendung im echten Leben unterscheidet.

ZAUBERPILZE SIND EIN HOFFNUNGSSCHIMMER FÜR DIE ZUKUNFT DER BEHANDLUNG VON DEPRESSION

Zauberpilze sind wahrscheinlich nicht gerade eines der ersten Mittel, das einem bei der Suche nach einer möglichen Behandlung für Depression in den Sinn kommt. In der Öffentlichkeit wurden sie jahrzehntelang verunglimpft, was bei vielen Menschen den Eindruck hinterlassen hat, dass diese Pilze eine Bedrohung für die Gesellschaft darstellen. Dies ist jedoch alles andere als wahr. Die aktuelle Forschung ist sehr zuversichtlich, dass diese Pilze als Therapeutika für psychische Störungen eingesetzt werden können. Da sowohl Entkriminalisierung als auch wissenschaftliche Forschung allmählich zunehmen, werden die nächste Jahre sicherlich einige interessante Ergebnisse hervorbringen.