Psilocybin ist ein Wirkstoff, der sich in gewissen Pilz-und Trüffelarten findet. In hohen Dosierungen wirkt Psilocybin psychedelisch und verändert durch seine Auswirkungen auf das Gehirn und das zentrale Nervensystem die Wahrnehmung der äußeren Welt. Aber wie steht es mit der Mikrodosierung?
Der Gebrauch von psilocybinhaltigen Pilzen wurde schon von altertümlichen menschlichen Zivilisationen dokumentiert und steht auch heutzutage noch an der Tagesordnung. Durch den Konsum wird ein veränderter Bewusstseinszustand hervorgerufen. Viele Menschen nutzen psilocybinhaltige Pilze und Trüffel, um eine vollkommen psychedelische Erfahrung zu erleben. Vor kurzem ist allerdings ein neuer Trend entstanden. Der neue Trend ist es sehr kleine Dosis einzunehmen, um somit zwar einige positive Effekte wahrnehmen zu können, aber dennoch auf der Arbeit und in anderen sozialen Situationen gut funktionieren zu können - Halluzinationen sind halt nicht für jede Situation geeignet.
Diese kleinen Dosierungen bezeichnet man passenderweise als “Mikrodosierungen“. Interessant ist auch, dass dieser Trend nicht nur unter Psychonauten verbreitet ist. Auch andere Menschen, wie bei beispielsweise Angestellte im Silicon Valley, nutzten Mikrodosierungen psychedelischer Substanzen, wie beispielsweise Psilocybin und LSD, um ihre Aufmerksamkeit zu steigern, ihre Kreativität anzukurbeln und ihre Arbeit mehr zu genießen. Sie streben an, so die Oberhand in ihren entsprechenden Arbeitsbereichen zu gewinnen.
Einer dieser Menschen, der Mikrodosierungen zur Steigerung der Kreativität und aus anderen beruflichen Zwecken konsumiert, wurde von Wired interviewt. Über die Mikrodosierungen berichtete sie folgendes: „Sie helfen mir dabei auf eine kreativere Art zu denken und konzentriert zu bleiben“ und „durch die Mikrodosierungen bin ich imstande besser mit meinem Stress umzugehen und Dinge in einer gesünderen Perspektive zu betrachten. Das ging vorher nicht“.
Dr. James Fadiman, psychedelischer Wissenschaftler und Autor des Buches „The Psychedelic Explorer’s Guide“, hat sich mit Mikrodosierungen beschäftigt und Theorien darüber aufgestellt, warum sie in der beruflichen Umgebung so effektiv eingesetzt werden können. „Man bekommt die besten Eigenschaften von Adderall, erlebt aber keinerlei Nebenwirkungen. Man funktioniert aus physischer und psychischer Hinsicht besser. Der unbeliebte Mitarbeiter im Büro wird erträglicher, man kann über die Fehler anderer einfacher hinwegsehen“ und schlussfolgernd behauptet er; „man fühlt sich einfach so, als hätte man einen ziemlich guten Tag gehabt“.
Zu dem Konzept der Mikrodosierungen gibt es leider bisher sehr wenige wissenschaftliche Forschungen. Wir hoffen allerdings, dass sich das in der Zukunft ändern wird und wir dann einen guten Überblick über das volle Spektrum der Möglichkeiten erlangen werden, die diese Art der Einnahme mit sich bringt. Das meiste heutzutage verfügbare Wissen zu Mikrodosierungen kommt von Ansammlungen von Erfahrungsberichten, die private Nutzer zusammengetragen haben. Fadiman hat eine Website namens microdosingpsychedelics.com erstellt. Dort können Nutzer an Studien teilnehmen, indem sie einfach ein Formular ausfüllen. Das Ziel dieser Studien ist es Daten zu sammeln, um somit Informationen zu der sicheren und effizienten Anwendung von Mikrodosierungen zusammenzutragen.
Als Mikrodosierung bezeichnet man den Konsum von 0.2-0.5g psilocybinhaltiger Pilze. Zu beachten gilt, dass Pilze und Trüffel eine unterschiedliche Stärke haben. Auch die verschiedenen Pilz- oder Trüffel-Sorten haben unterschiedliche Stärken. Eine weitere Rolle spielen dann auch noch die individuellen Faktoren, wie beispielsweise das Körpergewicht, die Toleranz, der Mageninhalt und vieles mehr. Wie bereits erwähnt, sind die Forschungen in Bezug auf die Mikrodosierungen noch in den frühen Stadien und daher ist es ratsam, mit Vorsicht vorzugehen und sich die Meinungen von angesehenen Fachleuten in dem Gebiet anzuhören.
Wenn Du Trüffel gering dosieren möchtest, brauchst Du eine Waage, die imstande ist extrem kleine Mengen zu wiegen. Einige machen es auch so, dass sie das Grundmaterial einfach teilen und in leere Kapseln geben, um es somit einfacher lagern zu können und bei Bedarf dann direkt die gewünschte Dosierung zur Hand zu haben.
Es wird empfohlen über einen Zeitraum von 10 Wochen an jedem 4. Tag eine Mikrodosierung einzunehmen. Das bedeutet beispielsweise, dass man am Sonntag eine Mikrodosis einnimmt, am Montag noch etwas von den Wirkungen spürt, am Dienstag dann nüchtern bleibt und am Mittwoch wieder eine Mikrodosis einnimmt. Am Donnerstag merkt man dann noch etwas von den Wirkungen und Freitag und Samstag werden wieder zur Erholung genutzt. Es ist auch ratsam, sich anzugewöhnen während des Zeitraums, in dem man Mikrodosierungen einnimmt, Tagebuch zu führen und somit festzuhalten, was für individuelle Änderungen und Nutzen man beobachten konnte. Beim Mikrodosieren wird zudem empfohlen, seinem ganz normalen Tagesablauf wie gehabt nachzugehen.
Eine Mikrodosierung gilt als „nicht wahrnehmbar“, das heißt im Klartext, dass der Nutzer die psychedelischen Wirkungen, die bei höheren Dosierungen ausgelöst werden, nicht erlebt. Die subtilen Vorteile werden beim Mikrodosieren aber sehr wohl wahrgenommen. Wie genau diese Vorteile wahrgenommen werden, ist von Person zu Person unterschiedlich, generell ist aber eine Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens und der allgemeinen Leistungsfähigkeit zu verzeichnen.
Der Entdecker des LSD, Albert Hoffmann, hatte einmal gesagt; „Dosierungen, die als nicht wahrnehmbar gelten, sind der am wenigsten erforschte Bereich der psychedelischen Substanzen“. Diese Aussage ist leider weiterhin zutreffend. Wir hoffen aber, dass sich die Gesetzgebungen bezüglich dieser Substanzen mit dem Fortschritt der Wissenschaft weiter lockern werden und somit genauere Erkenntnisse zu diesem Themengebiet gewonnen werden können.
Der Krieg gegen die Drogen hat dazu geführt, dass Psilocybin in der öffentlichen Wahrnehmung mit den wirklich schädlichen Substanzen, wie beispielsweise Crack, Kokain und Heroin in eine Schublade gesteckt wird. Psilocybin gilt in den USA als eine Schedule 1 Drug und ist auch in einigen europäischen Ländern als Droge der Klasse A eingestuft und gilt somit als gefährliche Substanz mit hohem Missbrauchspotenzial und keinerlei medizinischen Eigenschaften. Diese Betrachtung von Psilocybin gerät immer mehr in Verruf, da in vor kurzem erschienenen Studien von Wissenschaftlern, die nun endlich mit diesen Substanzen forschen dürfen, um somit ihr medizinisches Potenzial zu untersuchen, herausgefunden wurde, dass Psilocybin großes Potenzial hat zur Behandlung von einer Vielzahl von psychischen Erkrankungen eingesetzt zu werden.
Eine der bedeutendsten Studien dieser Art wurde von der Johns Hopkins Universität durchgeführt. Bei dieser Studie wurde 29 Krebspatienten Psilocybin verabreicht. Nach einer einzigen Einnahme war bei 80% der Teilnehmer eine deutlich messbare Besserung bei ihren Gefühlen und Symptomen von Depressionen und Angstzuständen zu verzeichnen. Eine der Teilnehmerinnen der Studie, Sherry Marcy, gab folgendes an, als sie zu ihrer Erfahrung befragt wurde; „Der Schleier des Schicksals schien sich zu klären ... Ich stehe in besserem Kontakt mit meiner Familie, meinen Kindern und dem Wunder des Lebens“, und dann führte sie fort; „Vorher saß ich allein zuhause und konnte mich nicht bewegen ... Diese Studie hat in meinem Leben zu einem riesigen Wandel geführt, einem weiterhin bestehenden Wandel“.
Eine weitere sehr interessante Studie wurde in dem Fachmagazin Nature veröffentlicht. Dort wurde 12 Teilnehmern, die unter Depressionen litten und nicht auf die regulären Behandlungsmethoden reagierten, Psilocybin verabreicht. Unglaublicherweise wiesen eine Woche nach der Behandlung mit Psilocybin ausnahmslos alle Teilnehmer eine Besserung ihrer Symptomatik auf. Nach 3 Monaten hatten 5 der Teilnehmer ihre Depression vollkommen überwunden. Die Autoren dieser Studie empfehlen nicht Psilocybin als die letzte mögliche Behandlungsmöglichkeit anzusehen, sie bewiesen aber, dass diese Behandlungsform sehr wohl eine Möglichkeit darstellt.
Bei diesen Studien wurden zwar keine Mikrodosierungen verabreicht, sie zeigen aber dennoch, was für Auswirkungen diese Substanz haben kann. Dank diesen neuen Meilensteinen in der Psilocybin-Forschung ist es nun ein Fakt, dass Psilocybin positive Auswirkungen auf das menschliche Gehirn haben kann. Diese Ergebnisse haben dafür gesorgt, dass das Phänomen der Mikrodosierungen nun interessanter und plausibler denn je erscheint.